Didagmata
Die Erlanger Didagmata-Tagungen
Einmal im Jahr, am Ende des Wintersemesters, werden seit 1986 in Erlangen für Lehrer der Alten Sprachen didagmata, „Lehrstücke“, zur Übertragung und Einarbeitung in die Praxis des gymnasialen Unterrichts ausgewählt und dargeboten. Diese Fortbildungsveranstaltung wurde von Prof. Dr. Joachim Gruber begründet und wird von den Erlanger Vertretern der Latinistik und Gräzistik fortgeführt. Sie sollte im Rahmen der bestehenden Angebote in der Lehrerfortbildung ihre Eigentümlichkeit darin haben, dass sie als eine von universitärer Forschung und Lehre getragene Veranstaltung ein fachbezogenes oder anderweitig festgelegtes Thema in Vorträgen mit anschließender Aussprache behandelt.
Im Wesentlichen hat die Tagung diesen Charakter über die Jahre behalten, wenn auch inzwischen die „Didagmata“ nicht mehr nur wie zu Anfang aus den Reihen der altertumswissenschaftlichen Fächer kommen, sondern innerhalb der Universität fast immer fachübergreifend sind und in der Regel dafür überdies Vortragende aus anderen Universitäten gewonnen werden. Die Zusammenarbeit mit den Disziplinen, die unmittelbar mit den Unterrichtsfächern an der Schule zu tun haben, ist durchaus erstrebt, doch nicht zwingend, da es Universalia gibt, die eine solch enge Grenzziehung nicht immer tunlich erscheinen lassen.
Die Trägerschaft verteilt sich auf das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, die Bezirksfachgruppe Klassische Sprachen – Mittelfranken im Bayerischen Philologenverband und den Lehrstuhl Latein. Dankenswerterweise hat das Ministerium von vorneherein seine Unterstützung nicht nur auf Mittelfranken, sondern auch auf das südliche Oberfranken, also den Forchheimer Bezirk in nächster Nachbarschaft, ausgedehnt. Zur Freude der Veranstalter finden sich regelmäßig auch „Ehemalige“ von ihren Dienstorten außerhalb dieses Gebiets ein, wenn es eben die schulische Situation erlaubt. Da die Veranstaltung noch auf den letzten Semestertag fällt, ist ebenfalls den Studenten die Gelegenheit gegeben, teilzunehmen, wie überhaupt die Vorträge grundsätzlich universitätsöffentlich und für alle Interessierten zugänglich sind.
Um die Beschreibung dieses äußeren Rahmens durch das inhaltliche Bild zu ergänzen, soll eine kurze Vorstellung der Themen folgen. Die erste Tagung war durch die Besonderheit ausgezeichnet, dass neben Vorträgen auch eine Podiumsdiskussion über die Situation der Alten Sprachen stattfand. Die dann folgenden Veranstaltungen waren so konzipiert, dass die Tagung jeweils von den altertumswissenschaftlichen Disziplinen bestimmt war: von der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit, der Alten Geschichte, der Indogermanischen Sprachwissenschaft, der Archäologie und der Klassischen Philologie. Die Tagungen der Jahre nach 1990, die dann unter dem Titel „Didagmata“ liefen, befassten sich jeweils mit einem Hauptthema: 1991 „Antike Philosophie“, 1992 „Lehren und Lernen“, 1993 „Orbis doctrinae“. Diese Tagung stand im Zeichen des Jubiläumsjahres der Universität und bot vier Vorträge aus den alten ‚lateinhaltigen‘ Fakultäten an: Theologie, Medizin, Jurisprudenz und Philosophie. 1994 hieß das Thema „Zur Sprache bringen“, 1994 „Orpheus. Gestalt, Idee, Wirkung“, 1996 „Archäologie“, 1997 „Serta Studiorum“, 1998 „Utopia“, 1999 „Mensch und Zeit“, 2000 „Kulturgut Reise“, 2001 „Kleine Formen“. 2002 „Kanon und Zensur“, 2003 „Elementa“, 2004 „Kulturentstehung“, 2005 „Sizilien“, 2006 „Schauspiel“, 2007 „Alexander Magnus“, 2008 „Wege nach Rom“, 2009 „Fälschungen“ und 2010 „Stoisches und Epikureisches“. Mit dem Thema „Ironie“ wurde 2018 die thematische Ausrichtung der Didagmata-Tagungen wieder aufgenommen und in den folgenden Jahren fortgesetzt: 2019 „Erwachsen werden“, 2020 „Wahrheit“, 2021 „Komödie“, 2022 „Dystopien“, 2023 „Thukydides und Sallust“.
Hinweise auf die aktuelle Tagung über „Antike Staatstheorien“ finden Sie hier.
Christoph Schubert